Wachstum in Mittel- und Osteuropa: Polen, Ungarn und der Westbalkan als strategische Nearshoring-Standorte

Am 24. September 2024 hatte ich das Privileg, als Diskussionsteilnehmer am Ost-West-Forum teilzunehmen, das von der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, der AHK Polska und Dr. Lars Gutheil organisiert wurde. Gemeinsam mit anderen Diskussionsteilnehmern, die an der Geschäftsdelegation nach Polen im Mai 2024 teilgenommen hatten, erkundeten wir die dynamischen Märkte Mittel- und Osteuropas – mit Schwerpunkt auf Polen, Ungarn, Rumänien und dem Westbalkan.

Die Diskussion umfasste wichtige Themen wie Green Building, Arbeitsmarktdynamik und praktische Markteintrittsstrategien. Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Begeisterung und Bereitschaft dieser Märkte, innovative Unternehmen aus dem Ausland willkommen zu heißen. Hier ist, was Sie über diese schnell wachsenden Regionen wissen müssen:


Polen: Mitteleuropas Produktionspowerhouse


Polen festigt weiterhin seine Position als eines der attraktivsten Geschäftsziele Europas. Das Land hat bemerkenswerte wirtschaftliche Meilensteine erreicht, die man nicht ignorieren kann.


Wirtschaftliche Highlights

  • BIP-Meilenstein: Polens Wirtschaft überschritt 2024 die 1-Billion-Dollar-Marke und ist damit die sechstgrößte Volkswirtschaft in der Europäischen Union
  • Exportwachstum: Polnische Exporte nach Deutschland wuchsen 2024 um 5,2%, was starke Handelsbeziehungen widerspiegelt
  • Produktionsstärke: Der Fertigungssektor trägt 25% zum polnischen BIP bei, mit besonderer Stärke in Automobil, Elektronik und Maschinenbau
  • Ausländische Direktinvestitionen: Polen zieht jährlich etwa 12,5 Milliarden Euro an ausländischen Direktinvestitionen an


Wichtige Stärken, die beim Forum diskutiert wurden


Während unserer Podiumsdiskussion kristallisierten sich mehrere Wettbewerbsvorteile heraus:

Ingenieur- und IT-Talente: Polen verfügt über hochqualifizierte Arbeitskräfte mit starken technischen Fähigkeiten. Das Land bringt jährlich über 80.000 Ingenieur- und IT-Absolventen hervor und bietet damit eine stetige Talentpipeline für technologiegetriebene Branchen.

Unkomplizierte Unternehmensgründung: Die Gründung eines Unternehmens in Polen ist bemerkenswert effizient. Der Prozess dauert in der Regel 2-4 Wochen, und das Land schneidet im Ease of Doing Business Index der Weltbank günstig ab.

Staatliche Anreize: Polen bietet attraktive Anreize für ausländische Investoren, darunter:

  • Sonderwirtschaftszonen mit Steuerbefreiungen
  • F&E-Steuergutschriften bis zu 200% der förderfähigen Kosten
  • EU-Strukturfonds für Infrastruktur- und Innovationsprojekte​

Green-Building-Sektor: Der schnell wachsende Green-Building-Sektor bietet enorme Chancen. Polens Engagement für EU-Klimaziele treibt die Nachfrage nach nachhaltigen Baulösungen, energieeffizienten Technologien und Umweltdienstleistungen voran.


Kulturelle Überlegungen


Eine wichtige Erkenntnis aus dem Forum: Die Überbrückung kultureller Unterschiede zwischen polnischen und deutschen Geschäftsumgebungen ist entscheidend. Während beide Kulturen Professionalität und Qualität schätzen, ist die polnische Geschäftskultur tendenziell beziehungsorientierter und flexibler in Verhandlungen. Das Verständnis dieser Nuancen kann die Erfolgsquote von Partnerschaften erheblich verbessern.


Ungarn: Das E-Mobilität- und Innovationszentrum


Ungarn hat sich strategisch als Automobil- und Technologieproduktionszentrum Mitteleuropas positioniert, mit beeindruckenden Ergebnissen.

Wirtschaftliche Leistung


  • E-Mobilitätsinvestitionen: Ungarn hat massive Investitionen globaler Automobilführer angezogen:
    • BMW: 2 Milliarden Euro Elektrofahrzeugwerk in Debrecen
    • BYD: 1 Milliarde Euro Batterieproduktionsanlage
    • CATL: 7,3 Milliarden Euro Batterieproduktionskomplex – Europas größter
  • BIP-Wachstum: Prognostiziertes Wachstum von 3,5-4,0% im Jahr 2025
  • Produktionsexzellenz: Der Automobilsektor macht 30% der ungarischen Exporte aus

Branchenspezifische Chancen


Automobil-Lieferkette: Mit großen OEMs, die Produktionsstätten errichten, wächst die Nachfrage nach:

  • Batteriekomponentenlieferanten
  • Automatisierungs- und Robotiklösungen
  • Qualitätskontroll- und Testausrüstung
  • Logistik- und Supply-Chain-Optimierungsdienstleistungen

Digitale Infrastruktur: Ungarn investiert massiv in 5G-Netzwerke und intelligente Fertigungstechnologien und schafft damit Chancen für IT-Dienstleister und Softwareentwickler.

Erneuerbare Energien: Regierungsziele für den Ausbau erneuerbarer Energien schaffen Nachfrage nach Solar-, Wind- und Energiespeicherlösungen.


Geschäftsumfeld


Ungarn bietet wettbewerbsfähige Arbeitskosten (etwa 40% niedriger als in Westeuropa) bei gleichzeitig hohem Produktivitätsniveau. Die Regierung gewährt großzügige F&E-Steueranreize und Investitionszuschüsse für strategische Sektoren.


Westbalkan: Europas aufstrebende Wachstumsmärkte


Der Westbalkan – insbesondere Kosovo, Serbien und Bosnien und Herzegowina – wird zunehmend zu einem attraktiven Ziel für ausländische Investitionen. Diese Märkte bieten einzigartige Vorteile, die vorausschauende Unternehmen bereits nutzen.


Regionale Wirtschaftsaussichten


  • BIP-Wachstumsprognose: Die Westbalkanregion wird voraussichtlich 2025 ein BIP-Wachstum von 3,7% erreichen
  • Junge Bevölkerung: 60% der Bevölkerung des Kosovo sind unter 30 Jahre alt und repräsentieren damit Europas jüngste Demografie
  • Unternehmergeist: Hohe Unternehmensgründungs- und Startup-Aktivität, insbesondere in Technologiesektoren
  • EU-Beitrittspfad: Die meisten Westbalkanländer befinden sich auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft, was regulatorische Angleichung und Infrastrukturverbesserungen vorantreibt


Strategische Vorteile, hervorgehoben von Kosovos Konsul Afrim Nura


Während des Forums betonte Konsul Nura mehrere überzeugende Gründe, den Westbalkan in Betracht zu ziehen:

Niedrigere Arbeits- und Energiekosten: Die Betriebskosten liegen deutlich unter dem EU-Durchschnitt:

  • Arbeitskosten: 50-70% unter westeuropäischem Niveau
  • Energiekosten: Wettbewerbsfähige Preise mit laufenden Infrastrukturinvestitionen
  • Immobilien: Erschwingliche Gewerbe- und Industrieimmobilien

Industrielle Tradition: Länder wie Serbien und Bosnien und Herzegowina haben starke Fertigungstraditionen in Metallverarbeitung, Textilien und Maschinenproduktion. Diese bestehende Industriebasis bietet qualifizierte Arbeitskräfte und etablierte Lieferketten.

Geografische Nähe: Der Westbalkan bietet strategischen Zugang zu wichtigen europäischen Märkten:

  • Innerhalb von 500 km zu wichtigen EU-Märkten (Italien, Österreich, Ungarn, Griechenland)
  • Etablierte Handelskorridore nach Westeuropa
  • Wachsende Konnektivität durch Infrastrukturinvestitionen (Autobahnen, Schienen, Häfen)


Branchenchancen


Fertigung: Kostengünstige Produktion mit EU-Marktzugang (durch Handelsabkommen)

IT- und Unternehmensdienstleistungen: Wachsendes Outsourcing-Ziel für europäische Unternehmen

Erneuerbare Energien: Reichliche Wasserkraft-, Solar- und Windressourcen mit Entwicklungspotenzial

Tourismus und Gastgewerbe: Aufstrebendes Reiseziel mit erheblichem Wachstumspotenzial


Wichtige Herausforderungen zu berücksichtigen


Während diese Märkte enorme Chancen bieten, erfordert ein erfolgreicher Markteintritt das Bewusstsein für potenzielle Herausforderungen:


Polen


  • Wettbewerb: Reifer Markt mit etablierten lokalen und internationalen Akteuren
  • Regulatorische Komplexität: Die Navigation durch die polnische Bürokratie erfordert lokale Expertise
  • Sprachbarriere: Während die Englischkenntnisse zunehmen, sind polnische Sprachkenntnisse für eine tiefere Marktdurchdringung wertvoll


Ungarn


  • Politisches Umfeld: Verständnis der politischen Landschaft und ihrer Auswirkungen auf das Geschäft
  • Talentwettbewerb: Hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften, insbesondere in Technologiesektoren
  • Währungsschwankungen: Management des Exposures gegenüber dem ungarischen Forint


Westbalkan


  • Regulatorische Fragmentierung: Jedes Land hat unterschiedliche Vorschriften und Geschäftspraktiken
  • Infrastrukturlücken: Obwohl sich die Situation verbessert, kann Infrastruktur zusätzliche Investitionen erfordern
  • Politische Stabilität: Überwachung politischer Entwicklungen und ihrer geschäftlichen Auswirkungen
  • EU-Angleichung: Regulatorische Umgebungen entwickeln sich weiter, während Länder auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft voranschreiten


Bereit, diese Märkte zu erkunden?


Die Chancen in Polen, Ungarn, Rumänien und dem Westbalkan sind real und wachsen. Ob Sie ein Hersteller sind, der nach kostengünstiger Produktion sucht, ein Technologieunternehmen, das neue Märkte erschließen möchte, oder ein Dienstleister, der bereit ist, international zu expandieren – diese Regionen bieten überzeugende Vorteile.

Der Schlüssel zum Erfolg ist eine gut durchdachte Marktanalyse und Markteintrittsstrategie – kombiniert mit lokaler Expertise und den richtigen Partnerschaften.

Lassen Sie uns besprechen, wie Ihre Produkte oder Dienstleistungen in diesen dynamischen Märkten erfolgreich sein können. Kontaktieren Sie G&E Sales, um eine Beratung zu vereinbaren und die Chancen zu entdecken, die Ihr Unternehmen in Mittel- und Osteuropa erwarten.

Sie können einen Termin entweder über unseren Chatbot oder direkt auf der Buchungsseite vereinbaren.

Wachstum in Mittel- und Osteuropa: Polen, Ungarn und der Westbalkan als strategische Nearshoring-Standorte
Martin Konerth 30. September 2024
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